Endlich wieder auf See

Gute Bekannte aus meinem früheren Leben fragen mich schon mal: "Was macht Ihr so den ganzen Tag auf See - seid Ihr denn immer unterwegs?" Schön wärs, wenn da nicht so viele Reparaturen notwendig wären.

Die Gespräche unter Seglern drehen sich meist ums Reparieren an Bord.

Hier nun ein kurzer Abriss unserer letzten Monate in Curacao.

Zunächst Bilder von unserem Liegeplatz in Spaanse Water vom Schiff aus gesehen.

 

Am 03. Dezember 2013 laufen wir mit unserer Catorion aus Spaanse Water heraus zur Piscadera Bay. Hier sind wir am nächsten Tag zum „haul out“ in der Werft angekündigt. Wir wollen nun endlich die Sail Drives (Getriebe) und die Motore selbst wieder in Ordnung bringen.

Beide Sail Drives haben so ihre unterschiedlichen Probleme.

So sieht unsere Fahrt auf der Westseite von Curacao aus -  
Mit einer neuen Genua mit neuem Fall, einem neuen Dingi und zur Krönung einer erneuerten Gastlandflagge und schönen heilen Deutschlandflagge. Die 11 Seemeilen bewältigt unsere Catorion mit der neuen Genua bei schönstem Segelwetter in nur 2 Stunden.

Während unseres letzten Werftaufenthaltes im Juli 2013 hatte sich unvorhergesehen ein Schaden an den Getrieben gezeigt. Der von uns zur Hilfe gerufene aus Holland stammende Mechaniker J. baute am 15.07.2013 den Steuerbord Antrieb aus und am 19.07. den Steuerbordmotor und nahm beides zur Durchsicht bzw. Reparatur in seine Werkstatt in Spaanse Water. Um wieder ins Wasser zu können, wurde das Loch im Rumpf provisorisch mit einer Gummiplatte abgedichtet.     

               

Seitdem verbrachten wir im Wesentlichen unsere Zeit mit Warten.

 


Auch auf die Lieferung der neuen Segel mussten wir warten. Glücklicherweise erhalten wir schon mal die Genua am 02.12. – und so konnten wir wieder segeln und benötigten den verbliebenen  Motor, bei dem das Getriebe nur den Vorwärtsgang zulässt, nur zum Ab- und Anlegen.

 

Wir warteten zwei Wochen bis J. uns erklärt, dass er keine Ersatzteile finden könne. Er schlägt den Kauf völlig neuer Getriebe und einen totalen Umbau vor, Kosten: 12.000 Dollar.

 

Wir nehmen daraufhin Kontakt mit Beta Marine, dem Lieferanten unserer Motor- und Getriebeanlagen in Deutschland und England auf. Der deutsche Vertreter erklärt, dass die Getriebe aus Italien kommen – und dort seien bis Mitte September Sommerferien. Also heißt es wiederum warten, bis in Italien wieder gearbeitet wird.

Mitte September schicke ich wieder eine Mail nach England. Diesmal erfreut  uns Beta Marine mit der Mitteilung, dass sie jetzt die holländische Firma Allpa für die Lieferung der Ersatzteile gewinnen konnten. Auch gut. Nach Durchsicht des Sail Drives stellt J. eine Liste mit den notwendigen Ersatzteilen zusammen. Diese Liste schicken wir unverzüglich nach England

Am 14.10.2013 erhalten wir dann hocherfreut über FedEx die bestellten Ersatzteile und reichen sie unverzüglich an den Mechaniker weiter. Etwas ernüchterte mich seine Reaktion, nämlich dass er weder diese noch nächste Woche Zeit habe. So frage ich nahezu täglich bei ihm nach, bis mir Mitte November der Geduldsfaden reißt. Er will uns sein Problem zeigen und Lothar geht in seine Werkstatt. So konnte er das Getriebe nicht völlig auseinander schrauben, da ihm weder das „know how“ und noch das „tool“ (Spezialwerkzeug) fehlen.

 

Wir nehmen wieder Kontakt mit Beta Marine in England auf und erhalten prompt leihweise das entsprechende Werkzeug.

Inzwischen ist der Mechaniker J. verstimmt, denn wir haben seine letzte Freitagsrechnung, wo er erfolglose Arbeitsstunden mit 55 $/Std. in Rechnung stellte, nicht sofort bezahlt. So wirft er Lothar aus seiner Werkstatt und er solle seinen Krempel mitnehmen.

Lothar gelang es, das Getriebe völlig auseinander zuschrauben

und es auch wieder zusammenzusetzen. Es war eine Puzzlearbeit.

Ich wundere mich darüber, was Ingenieuren bei der Konstruktion solcher Getriebe alles so einfällt.

 

Inzwischen konnten wir mit einem einheimischen Handwerker "Mr.Diesel", der im Curacao Marktplatzblättchen seine Dienste anbietet, zur Hilfe holen. Er kommt prompt und wir verstehen uns trotz leichter Sprachprobleme sofort.

Er holt den Motor von J. ab und transportiert ihn mit seinem Pickup zur Werft. Nun haben wir nur noch das Problem, den knapp 100 kg schweren Motor aufs Schiff in seine alte Stellung zurückzubekommen. Dank der Hilfe freundlicher „schwarzer Männer“ in der Werft gelingt auch das.

 

Beim Tragen des Motors zum Schiff hilft der Kranführer der Werft, doch den Transport ins Schiff muß Lothar allein bewältigen.  So baut er sich  eine spezielle Hebevorrichtung - und schon ist der Motor an seinem Platz.

Der Sail Drive ist eingebaut und unter dem Schiff kann der Propeller wieder befestigt werden. Mithilfe Wassereinspritzung ist ein Probelauf möglich. Der muß abgebrochen werden, weil der von dem holländichen  Mechaniker frisch gewartete Motor mit Diesel herumspritzt.

Wie der von uns zur Hilfe gerufene Mr. Diesel sofort erkennt, hatte der holländische Mechaniker mehrere Dichtringe vergessen bzw. andere an die falsche Stelle gesetzt.

 

Und noch am Sonntag kommt Mr. Diesel, macht die jährliche Wartung am 2. Motor auf der Backbordseite und baut zusammen mit Lothar den Sail Drive aus. Schwierig wird das, weil hier unterschiedliche Materialien verarbeitet wurden, die sich nicht vertragen: Die Ringe der Manschette sind aus Aluminium und die Stehbolzen aus Edelstahl. Die Folge ist dann Korrosion. Da half nur zerstörerische Gewalt. Für die Manschette und die Zubehörs  haben wir aber Ersatz aus England erhalten.

Und schon nimmt Lothar den 2. SailDrive auseinander. Er sieht insgesamt gut aus und hat auch noch sein Getriebeöl im Unterschied zum anderen, bei dem sich das Getriebeöl mit Salzwasser vermischt hatte.

Der 2. Sail Drive hat ein ganz anderes Problem, nämlich eine abgebrochene 5 mm Schraube an der Schaltstange. Die Reste davon bohrt Lothar gerade heraus.

Nach diesem Ausflug in technische Details kann ich berichten, dass wir am Sonntag, dem

15. 12. 2013, den Mangrovensee Piscadera Bai verlassen und die 11 sm zurück nach Spaanse Water motoren können. Der Wind kommt diekt gegenan.

Zurück an unserem alten Ankerplatz besuchen uns Barbara und Arnim von der Shassada und das Gespräch dreht sich - na um was wohl? - mal wieder um die Technik an Bord.