Camaret sur Mer in der Bretagne
Seit dem 16.04.2008
Anschrift: Port de Plaisance, Quai Toudouze, 29570 Camaret sur Mer
Position unseres Ankerplatzes: 48°16'678 N / 004°35'226 W
Der gefühlte Frühling in Cherbourg ließ uns Pläne zur Fortsetzung unseres Törns schmieden.
Der Wetterbericht hatte zum 15.04.2008 einen Wind mit bis zu 10 kn aus Nord geweissagt.
Die Strömung vor Cherbourg sollte ab 09.00 Uhr Richtung Südwest um das Cap de la Hague einsetzen. Nach Sonnenaufgang um 07.30 Uhr machten wir uns startklar und um 08.00 Uhr warfen unsere Bootsnachbarn Thomas und Karin unsere letzte Leine am Steg in Cherbourg los.
Nach dem Passieren der äußeren Mole setzte Lothar die Segel, Genua und Groß. Der Wind bestand jedoch im Wesentlichen aus dem Fahrtwind, er unterstützte also unseren Kurs nicht, störte uns aber auch nicht weiter. So liefen wir zunächst unter 2 Motoren und bei einsetzender Strömung erreichten wir im Durchschnitt mit 2 Motoren 9 kn, mit einem Motor 7 kn. In der Spitze zeigte unser Log sogar 11,5 kn über Grund an.
Um 14.30 Uhr trug ich ins Logbuch ein, dass wir Guernsey nordwestlich passierten und die Strömung zu kippen begann. Den Kurs setzten wir mit 230° Richtung der Bucht von Brignogan an der bretonischen Küste ab, wo wir zur Nacht ankern wollten, auch um die zu erwartende Strömung auszunutzen. Ab 15 Uhr teilten wir unsere Wachen ein, im 3 stündlichen Wechsel. Die Sonne begleitete uns den ganzen Tag, Himmel und Meer erschienen karibikfarben und wir konnten uns bei gut 20 ° im Cockpit sonnen. Es war eine sehr entspannte Fahrt und unserem Autopiloten mit dem neu eingebauten Ruderlagenrückmelder muss ich hier ein Lob aussprechen. In der Nacht sprang unser Log auf 10000 nm die wir seit dem Jahr 2000 mit diesem Schiff zurückgelegt haben, abgesehen von den vielen Meilen, die das Log durch zuwachsen mit Seepocken u.a. nicht gezählt hat.
Anmerken will ich hier noch unsere neue Ausrüstung mit einem AIS Gerät (Automatic Identification System). Seit einigen Jahren gehört dieses System zur Ausrüstungspflicht für Schiffe über 300 brt. Hierbei werden alle relevanten Fahrdaten der Großschiffe im Umkreis der UKW Reichweite unseres Schiffes auf einem radarähnlichen Bildschirm auf meinem Laptop dargestellt, und bei einer Kollisionsgefahr alarmiert das Gerät optisch und akustisch. Es trägt dazu bei, dass die Nachtfahrten ihre Schrecken gegenüber der Großschifffahrt verlieren. Erstaunlich, wie viele um einen herum fahren, die man nicht mit den Augen sieht. Ein um Mitternacht aus einem bretonischen Hafen ablegender hell erleuchteter Musikdampfer ließ uns die Qualität unseres AIS Gerätes testen.
Das Barometer war bis 14 Uhr auf 1022 Hektopascal gestiegen. Danach allerdings musste ich mit einem Stirnrunzeln bemerken, dass der Barometerstand fiel, bis 1012 hPa bei Ankunft in Camaret. Ab Mitternacht setzte Wind aus Südost beginnend mit 10 kn ein. Ab 02.00 Uhr setzte Lothar die Segel und in Anbetracht der bisher guten Fahrt und des jetzt günstigen Windes verzichteten wir auf unser Nachtquartier vor Anker. Außerdem machte sich der Gegenstrom nur unwesentlich bemerkbar. Unter Segel erreichten wir noch 5 – 6 kn durchs Wasser und gut 4 kn bei der Fahrt über Grund. Mit dem einsetzenden Wind stieg allerdings die Kälte durch den Segelanzug und den Faserpelz darunter in uns hoch. Im Salon waren es noch knapp 10 °, gefühlt 3 °. Die Müdigkeit unterstützte das bitterliche Frieren. Selbst der anfangs noch helle Halbmond zog sich in einen Schleier zurück. Nur wenige Lichter von Fischern brachten für den Wachhabenden etwas Abwechslung. Ein heißer Tee sorgte für innerliche Erwärmung.
Ab 07.00 Uhr begann die Dämmerung und die drei hellen Leuchtfeuer und ein Richtfeuer an der bretonischen Küste vor Eintritt in den Chenal du Four zeigten die nordwestliche Spitze von Frankreich. Als wir dann um 07.30 Uhr den Kurs mit 180 ° abstecken konnten, jubelte Lothar, dass es ab sofort nur noch nach Süden und in wärmere Gewässer ginge. Das Frieren habe dann ein Ende. Er trieb unsere Catorion zur Eile an und startete zu den Segeln noch einen Motor. Der Wind aus Südost war auf 13 kn angewachsen.
Wir umrundeten die französische Küste zwischen dem Festland und der Ile d’Quessant und nutzten dabei die gut betonnten Wasserwege in der Küstenverkehrszone Es herrschte kaum Verkehr und der Seeweg war breit genug und ließ erst kurz unter Land bizarre Felsklippen erkennen. Der Hafen auf dem Festland Le Conquet mit seinem Kirchturm zwischen den Klippen wirkte idyllisch. Anschließend ging unser Kurs nach Ost durch die Chaussée des Pierres Noires (Straße der schwarzen Steine) vorbei an der Pointe de Tolinguet und der Pointe du Gran Gouin in die Anse Camaret (Bucht von Camaret).
Der Anker fiel um 11.30 Uhr in der Bucht vor dem Sportboothafen. Dann gab es erst mal einen Schluck für Rasmus, ein üppiges Mittagessen und einen gesunden Mittagsschlaf.
Der Versuch, unsere Positionsmeldung über Intermar-ev. abzusetzen, scheiterte bislang an der Weigerung unserer beiden unabhängig voneinander arbeitenden Laptops. Lothar arbeitet an der Lösung dieser technischen Störung. Es sieht aus als Arbeitet nur noch ein ComPort.
Schlussbetrachtung:
Unser GPS zeigt einen zurückgelegten Weg von 178 sm, die Uhr zählt
27,5 Stunden, das ist ein Durchschnitt von 6,5 sm/h. Dieser kurze Weg ist sicherlich auch unserem zuverlässig arbeitenden Autopiloten zu verdanken.
Unsere beiden Motoren haben zusammen 60 l Diesel geschluckt, das sind durchschnittlich
3 l/h, wobei sie aber mehrmals beide liefen, zuletzt in die Bucht von Camaret gegen den Ostwind und die Strömung.
Wir haben für unseren Weg einen guten Zeitpunkt ausgesucht. Heute, 2 Tage später, ist das Barometer auf 983 hPa gefallen. Es regnet und lässt mich auch im dicken Pullover noch frieren.
Wir werden in nächsten Tagen die bizarre Küste um Camaret und die nahe gelegenen Städte Brest, Crozon und den Badeort Morgat erkunden.
Am 24.04. haben wir unser Ankerplatz in die Bucht von Morgat verlegt.