Cherbourg, Presqu'ile du Cotentin, le Porte de l'Europe

Cherbourg, 07. April 2008

 

Heute habe ich mich entschlossen, trans-ocean beizutreten, um Berichte über unsere künftige Reise an TO schicken zu können. Dafür will ich nun noch meine Homepage basteln. Hier ein erster Bericht über uns:

Wir liegen mit unserer Segelyacht Catorion seit Oktober 2007 im Yachthafen Chantereyne in Cherbourg. Im Juni 2007 segelten wir aus Rostock los, wollten zunächst noch den Norden und die Mitsommernacht in Oslo und die Schären bei Arendal an der norwegischen Adria erleben, um dann auf der Westseite von Dänemark bis zum englischen Kanal zu gelangen. Auf unserem Weg nach Süden sind wir dann in Cherbourg „hängen geblieben“, weil die vorherrschend westlichen Winde ein Weitersegeln ungemütlich werden ließen. Der Hafen Chantereyne wirkte sehr einladend  und sicher – auch der Preis für ein Winterlager war hier  angemessen. Für einen 6 Monatsvertrag zahlten wir umgerechnet täglich 5,20 € einschließlich Wasser und Strom. Außerdem hatten wir doch noch einige unerledigte Dinge in Deutschland, insbesondere in Rostock, zu bewältigen.

Inzwischen konnte ich nachlesen, dass viele Segler, die auf große Fahrt aufbrechen, ähnliche unbewältigte Dinge noch zu erledigen hatten: Spätestens im englischen Kanal ist die Stunde der Wahrheit für die Steueranlage des Schiffes gekommen. Ein zuverlässig arbeitender Autopilot ist auf großem Törn unerlässlich für eine kleine Crew. Zu unserer Sicherheit bauten wir zur Ergänzung unserer Steueranlage noch den erforderlichen Ruderlagenrückmelder ein und hoffen nun, im Autopiloten einen zuverlässigen Kameraden auf unserem weiteren Weg  gewonnen zu haben. Außerdem schlossen wir mit unserem Lebensabschnitt in Rostock ab, indem wir unsere Bleibe vermieteten. Damit steht fest: Wir werden weiter um die Welt segeln, bis wir als gute Rentner eines Tages in einem Pflegeheim landen – oder aber, so wie die legendären Segler, die Kochs, in einer Hütte auf der Westseite einer Insel das Leben zu beschließen - mit dem romantischen Blick auf einen abendlichen Sonnenuntergang, dem Duft von Kräutern vor der Haustür und dem Meckern einer Ziege mit dem Klang eines Glöckchens an ihrem Hals am Hang zum Strand. Noch haben wir aber vieles zu entdecken und ich habe so viel auf dieser Welt noch nicht gesehen.

Nun zum Hafen Cherbourg: Es ist ein sicherer geschützter Hafen mit zwei Reeden, der ursprünglich für kriegerische Aufgaben angelegt wurde. Überall weisen Gedenksteine auf gefallene Soldaten hin, Hinweise auf Überfälle der deutschen Armee im letzten Weltkrieg  und die Befreiung durch die amerikanischen und englischen Fallschirmjäger an Küsten, die englische Namen tragen wie z.B. Utah-Beach, aber auch ein großes Denkmal für Napoleon. Neben dem Yachthafen konnten wir die Cité de la Mer besuchen, ein Museum, in dem neben einem schönen Aquarium ein atomgetriebenes U- Boot ausgestellt wird, wo lediglich der Reaktor heraus gebaut wurde. Besonderen Spaß bereitete uns, am Simulator selbst zum U- Boot Fahrer zu werden. Wurden wir nun dabei selbst zu kämpferischen Franzosen, oder  zu deutschen Spionen oder können wir trotzdem Weltbürger bleiben?

Eine andere kriegerische Geschichte wird in Bayeux erzählt, nämlich von der Schlacht von Hastings im Jahr 1066. Vom mächtigen Bischofssitz aus ließ William der Eroberer seinen englischen Widersacher in Hastings erledigen und normannische bäuerliche Familien mussten anschließend in jahrelanger Heimarbeit die Geschichte der Schlacht sowie die Lebensbedingungen der Menschen auf einen 71 m langen Wandteppich auf sticken. Wir besuchten die historische Stadt mit der Tapisserie am Nikolaustag und bekamen zur Feier des Tages freien Eintritt. Der Weihnachtsmarkt in den Gassen der historischen Stadt war prächtig gestaltet, die Temperatur war allerdings auch hier recht winterlich ungemütlich. Auch in der Normandie hält der Winter Einzug, auch wenn hier der Golfstrom das Wachsen von Palmen ermöglicht.

Ein anderer schöner Ausflug galt dem Ort Saint Malo und dem Mont Saint Michel. Dazu war ein Leihwagen erforderlich, was aber in der Stadt Cherbourg  kein Problem ist. Nach  St. Malo lockte uns eine Bootsausstellung, die im Freien stattfand, mit unseren Erinnerungen an die Düsseldorfer Boot aber keinen Vergleich zuließ. Dafür lohnte die Stadtbesichtigung umso mehr. Die Stadt ist rundherum vom Wasser umgeben und nur durch Brücken verbunden und das Leben wird durch die Tiden geprägt. Die normannische Küste weist hohe Wasserstandsdifferenzen aus, in Saint Malo herrscht bis zu 12 m Tidenhub. Zu Zeiten der Ebbe liegen die Schiffe schräg auf dem sandigen Schlamm und machen den traurigen Eindruck eines Schiffsfriedhofes. Auch der Rettungskreuzer steht hoch und trocken. Nur ein Amphibienschiff fährt unbeeindruckt auf seinen dicken Gummirädern über Land weiter.  Auch auf der Ostseite der Halbinsel Cotentin, nämlich in Barfleur, wirken die Gezeitenunterschiede auf uns Ostseesegler beeindruckend. Während wir am Weihnachtstag im Sonnenschein am Strand Austern schlürften – die schließlich hier angebaut werden – beobachteten wir  das weglaufende Wasser und die umfallenden Schiffe. Beeindruckt war ich von einem Anglerboot, das mit Rollen über den Sand zu transportieren geht und wünschte mir eine derartige Technik für unser Beiboot.

 

Inzwischen ist es April geworden, wir haben den Winter und die Regenzeit in Cherbourg überstanden und es ist zu spüren, wie der Frühling erwacht. Die Altstadt nahe am Hafen wird gehegt und gepflegt und die Straßen sind mit bunten Blumenrabatten geschmückt. Bei Sonnenschein wird der Kaffee draußen geschlürft.

Das lockt zum Planen unseres weiteren Segeltörns. Schließlich ist unser nächstes Ziel die Inselkette der Azoren. Auf dem Laptop im C-Map Programm stecke ich den Gesamtweg ab, das sind rund 1400 sm. Zunächst gilt es, in der Normandie das Kap Le Hague und die Ile L'Quessant bis nach Camaret sur Mer zu umrunden, ca. 190 sm. Dabei sind die hier vorherrschenden Tidenzeiten und die Strömung zu beachten. Von dort stecke ich den Kurs über die Biskaya nach La Corunja ab, ca. 370 sm und von dort ca. 800 sm bis zum Hafen Ponta Delgada auf der Insel Sao Miguel.

Zunächst aber müssen wir auf ein einladendes Windfenster warten, nämlich auf Ost/Nordost/Südost Wind und auf eine möglichst beständige Wetterlage. Ich hätte es auch gern etwas wärmer als jetzt, denn ich kann immer noch nicht akzeptieren, das Segeln etwas mit Kälte und Frieren zu tun hat.