Die Bucht von Morgat an der Südküste der Halbinsel Crozon in der Bretagne
Seit dem 24.04.2008: Morgat an der Südküste der Halbinsel Crozon in der Bretagne,
Position unseres Ankerplatzes: 48°13'624 N / 004°29'726 W
Wir haben unseren Ankerplatz verlegt, um die Spitze der Halbinsel Crozon herum auf die Südseite in eine geschützte Bucht mit breitem Sandstrand, fast so schön wie Warnemünde. Uns hatte das raue Klima an der nach Norden geöffneten Bucht von Camaret und die noch sehr verschlafene Stimmung vor Ort in der Vorsaison gelangweilt. Bei einem unserer Ausflüge per Bus hatte ich die Bucht von Morgat entdeckt und Lothar davon vorgeschwärmt. Per Bus waren es nur ca. 8 km, per Schiff außen herum aber doch 22 sm zu bewältigen. Bei Westwind mit durchschnittlich 17 kn ließ sich ein Großteil der Strecke segeln. Die an und um die Küste herum drapierten bizarren schwarz grauen Steinklippen lassen das Herz eines Seglers erschaudern und die Seekarte weist einige Wracks auf. Die See schlägt mit voller Wucht gegen die ihr entgegenstehenden Steinklippen und lässt mit ihren auf schäumenden Wasserbergen malerische Bilder für jeden Touristenkatalog entstehen,
Im Port de Plaisance von Morgat angekommen, machten wir zunächst am Steg fest, um die für uns relevanten Informationen zu erhalten. So war an unserem Steg noch kein Wasser und Strom angeschlossen. Die im März auch hier tobenden Unwetter hatten die Leitungen zerstört und den äußeren Steg zerlegt. Im Hafengelände ist kein Internet möglich, dafür aber per Draht in einer Bar vor dem Port. Ankern ist vor dem Hafengelände in der weiten Bucht gestattet, bei einem Gezeitenunterschied von derzeit 5,60 m. Wir brachten zunächst unsere beiden Fahrräder an Land, um für Erkundungen beweglich zu sein und für die bevorstehende Biskaya Überquerung die überlebensnotwendigen Dinge aus der Zivilisation mitnehmen zu können, als da wären: Gas, Diesel, Wasser, Früchte des Feldes und des Weingartens und der Bierbrauerei. Früchte des Meeres wollen wir uns selbst fangen, so hoffen wir.
Bei der Suche nach einem geeigneten Ankerplatz brachten uns die in der Bucht aus gebrachten vielen kleinen bunten Bojen zum Nachdenken. Die Dame im Hafenbüro konnte uns auch keine Erklärung bringen. Angesichts der ebenso vielen kleinen bunten Segelboote muss das wohl der abgesteckte Kurs für die in der Bucht tobenden Segelschüler sein. Auch eine Tauchbasis hat sich hier niedergelassen. Bei unserem Landausflug kommen wir an einem Trampolinplatz im feinen Sandstrand und bunten Spielgeräten vorbei, ganz wie in Warnemünde zur Sommerzeit.
Der längere Abend wird dann in der Internetbar unserem Mitteilungs- und Telefonierbedürfnis gefrönt. In der Dunkelheit finden wir mit dem Beiboot fröstelnd in der inzwischen auf 13 Grad abgesunkenen Temperatur unser Schiff am Ankerplatz wieder. Nach dem sofortigen Einschlafen weckt der Tidenwechsel um 02.30 Uhr, Das Schiff muss sich wohl um den Anker herum gedreht haben und hat uns durch ein Rucken Bescheid gesagt. Ansonsten ist der Platz hier ausgesprochen ruhig und bleibenswert.
Dieser Eindruck wird auch am Folgetag bestätigt. Wir schließen mit Fischern Bekanntschaft, die einige der um uns herum liegenden Bojen aufholen. Auf unsere Frage nach einem Fisch werden uns 2 große zappelnde Sepies angeboten. Wir bringen sie in unser Schiff und aus der Erfahrung heraus, dass Tintenfische weglaufen und über Bord gehen können, verstaut Lothar die beiden im Waschbecken der Küche. Als wir später zurückkommen, finden wir ein großes Chaos vor: Die Sepies konnten zwar nicht flüchten, haben aber mit dem eingefüllten Seewasser, durchtränkt von ihrer intensiven Tinte, wild herum gespritzt. Die Küche bedarf einer Grundreinigung. Die Sepies wandern in den Schnellkochtopf und schmecken zubereitet auf die galizische Art mit scharfem Paprika und Meersalz mit Olivenöl ausgesprochen lecker.
Donnerstag, 01.05.2008 – Samstag, 03.05.2008
Seit einer Woche ankern wir in der Bucht von Morgat und warten auf geeigneten Segelwind für unseren Kurs nach La Corunja oder nach Sao Miguel/Ponta Delgada die Hauptstadt der Azoren. Wir möchten mindestens einen Kurs von Süd West anlegen können, Wir brauchen also Wind aus Nord bis Ost. An der bretonischen Küste scheint aber die vorherrschende Windrichtung die aus West bis Südwest zu sein. In den letzten Tagen wetterten wir hier ein Tief ab, über dem Nordatlantik tobte ein Sturm, von dem wir hier in der nach West geschützten Bucht noch die letzten Ausläufer zu spüren bekommen haben. Unser 20 kg schwerer Bügelanker und der gute Ankergrund gaben uns auch bei Böen von 40 kn ein sicheres Gefühl. Vor unserem Auslaufen werden wir noch Treibstoff an der Wassertankstelle im Hafen bunkern. Lebensmittel konnten wir bereits im etwa 3 km entfernten Ort Crozon oben am Berg einholen. Unsere Fahrräder eignen sich als Transportesel hervorragend.
Die bretonische Landschaft bietet viele Sehenswürdigkeiten und gut ausgestattete Touristeninfos stellen informatives Kartenmaterial in verschiedenen Sprachen bereit, die deutsche zählt hier bereits zu den exotischen und ist kaum vorzufinden. Im Gespräch mit unseren Bootsnachbarn, die auf einem selbstgebauten Wharram-Kat neben uns ankerten, nahm ich meine letzten Brocken schulfranzösisch, umgangsenglisch oder Hände und Füße in Gebrauch. Marie-Helene und Bertrand berichteten über sich, dass sie zwar aus der Gegend hier stammen, aber in den letzten 5 Jahren in Martinique gelebt und gearbeitet und dort das Boot gebaut hatten. Es war eine kleine Tiki, die sie bald verkaufen wollten, weil er bereits mit dem Bau eines größeren Bootes begonnen hatte.
Marie-Helene erzählte mir von der Bretagne, der Sage vom König Grawlong, der ein Schwert zur Beherrschung des Meeres sorgsam hütete – bis seine vorlaute Tochter Dahut es ihm klaute. Sie stiftete damit nur Unsinn und das Wasser wusste nicht mehr so recht, wohin es fließen sollte. So füllte es die Bucht von Morgat einfach voll und die Prinzessin ertrank. Wenn es in der Bucht still wird und man vorsichtig lauscht, ist ein Klang vom Gesang der Prinzessin zu vernehmen - so erzählen es sich die Fischer.
Bei Spaziergängen um die Bucht herum fanden wir, wie bereits mehrfach in der Bretagne und in der Normandie, reichlich Bunker aus vielen Verteidigungskriegen. Die französischen Schüler haben da sicherlich viele Geschichtszahlen zu lernen, in welchem Jahrhundert und von welcher Bucht aus ein bestimmter Heerführer das Land gegen Eindringlinge über das Meer oder das Land kommend ehrenhaft verteidigte.
Auf dem Hügel von Pen Hir oberhalb von Camaret fand ich ein Feld mit etwa 23 großen Hinkelsteinen, wie von Obelix in einem quadratischen Rasterfeld aufrecht hingestellt. Wie ich das davor angebrachte Schild in französischer Sprache verstand, wird angenommen, dass die Steine im Jahr 2.500 vor unserer Zeitrechnung im Spiegelbild des astronomischen Sternbildes der Plejaden von Menschenhand ausgerichtet wurden.
In der Bucht von Morgat werden für Touristen Bootsfahrten zu den vorgelagerten Felsen mit ihren Höhlen angeboten. Wir sahen uns mit unserem Beiboot eine der tief in den Fels hineinführenden Wasserwege an, sicherlich recht interessant für Touristen und die Vermarkter der Fahrten.
In diesen Tagen kündigt sich das Abklingen des Tiefs im Atlantik und ein Wechsel des Windes nach Nord an. Nach der Neumondphase zum Wochenende können wir ab Montag mit stabilerer Wetterlage rechnen. Die Nächte werden wärmer. Wir bereiten unser Ablegen vor.
Zum Startklar machen und Verlassen des französischen Gebietes gehört nun noch das Zurückbringen der in Cherbourg ausgeliehenen Gastankflasche. Uns war gesagt worden, dass die französische Flasche von allen Tankstellen im Land zurückgenommen wird. Es gelang uns jetzt jedoch nicht, das Pfandgeld von 14 € zurück zu bekommen. An allen Tankstellen in Camaret und Crozon wurden wir darauf verwiesen, dass zwar Form und Beschaffenheit der Flaschen in Frankreich gleich seien, nicht aber die Farbe. So war unsere Flasche bronzefarben, hier müsse sie aber grün oder blau sein. – Das verstehe einer. Also haben wir dem Menschen die leere Flasche vor die Füße gestellt und unter lautem Protest mit unseren Fahrrädern das Weite gesucht. In Spanien werden wir hoffentlich unsere eigene Gasflasche wieder gefüllt bekommen.
Wir haben jetzt Samstag, dem 03.05.2008 nachmittags und sind startklar. Lothar verstaut gerade noch die Fahrräder in der Werkstatt im Steuerbordrumpf vorn. Unser letzter Gang ist dem Internetcafé und dem Chef du Café gewidmet, der uns inzwischen recht vertraut begrüßt. Wir wollen unsere Kenntnisse über die Wetterlage nochmals kontrollieren, dann wahrscheinlich morgen Mittag mit ablaufender Tide Anker auf gehen und sind für etwa 3 Tage bis La Corunja, oder aber für 10 Tage bis zu den Azoren – das entscheidet der Wind - nur über DL7AID@winlink.org erreichbar.