Ankunft auf den Kanaren
Winter 2009 auf den Kanaren
10. Januar 2009 in Las Galletas in Tenerife
Nun ist es schon einen Monat her, dass wir auf der südwestlichsten Insel der Kanaren El Hierro gelandet sind. Inzwischen genießen wir ein gepflegtes Rentnerleben, stehen nicht vor Sonnenaufgang um 8 Uhr auf, pflegen Spaziergänge auf der Strandpromenade, schlürfen in den Bars Rotwein und Bier und essen dazu pulpos oder albondingas mit papas arugadas. Unsere Catorion liegt vor Anker in der Bucht vor Las Galletas im Süden von Tenerife und wir können nach dem morgendlichen Aufwachen direkt vom Boot im klaren Wasser aus unsere Schwimmrunde drehen.
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Unser Zuhause am neuen Liegeplatz in der Bucht von Las Galletas
Dabei lassen wir es uns gutgehen und geniessen die kanarischen Spezialitaeten, hier die Dorade und die Chipriones mit papas arugadas
Die ersten Tage nach unserer Ankunft waren aber nicht ganz so gemütlich. Nach dem 10tägigen Törn von den Azoren zu den Kanaren hatten wir Bedarf an frischem Trinkwasser, Treibstoff und frischen Lebensmitteln. Außerdem war unsere Stromversorgung an Bord immer noch nicht mit geeigneten AGM-Batterien von 2 mal 200Ah ausgestattet, da diese auf den Inseln schwer zu bekommen sind. Wir haben uns bisher mit einer 100Ah Batterie und unserem Honda Generator über die Runde gerettet. All die begehrten Dinge konnten wir im Hafen von La Restinga am Steg nicht erhalten. Der Hafen war zwar in letzten Jahren ziemlich gut ausgebaut worden, Strom- und Wasseranschlüsse waren erdacht aber noch nicht angebracht worden. Frischwasser holte Lothar im 30 l Kanister aus der Wohnung einer Berliner Residentin, die uns das angeboten hatte. Frische Lebensmittel werden nur 2 x wöchentlich von einem Versorgungsschiff in die wenigen Geschäfte geliefert. Und das Restaurant mit Internetmöglichkeit über W_Lan schloss seinen Betrieb für Gäste an einem Fußballspielabend. Bei einer Busfahrt über die Insel zur nördlichen Hauptstadt Valverde waren wir ziemlich enttäuscht: Nach den vielen bunten gut gepflegten Blumeninseln der Azoren erlebten wir die Kanareninsel El Hierro als grauschwarzen unwirtlichen Aschehaufen. Die Fahrt ging von Meereshöhe hinauf nach El Pinar zum Bergkamm von 1400 m Höhe in eine feuchtnebelige kalte windige Landschaft – und Lothar im kurzärmeligen Seglerhemd fand ganz schnell den Weg in die einzige geöffnete Bar vor Ort. Und der Bus fuhr nur 2 x täglich, also erst abends zurück in den warmen Süden der Insel.
Restinga hat ein sehr interessantes Tauchrevier vor seiner Haustür – na ja, vielleicht kommen wir ja hier noch mal vorbei.
Als sich im Hafen von La Restinga Windstille ankündigte, drängte Lothar zum vorzeitigen Aufbruch nach la Gomera. Doch schon bald draußen mussten wir feststellen, dass die Windverhältnisse zwischen den Kanareninseln ihre eigenen Gesetze haben. Der Wind aus Nordost, den wir ja schon von unserem bisherigen Törn her kannten, blies uns gleich nach Verlassen des Hafens anfangs mit 20 kn, vor Gomera aber dann mit gut 35 kn voll ins Gesicht. Dazu kam die Düse vor der Insel und einem Seegang von gut 4 m Welle. Je mehr wir uns dem rettenden Hafen näherten, umso schlimmer wurden Wind und Welle. Das Boot fiel von einem Wellenkamm hinunter, um dann von der darauffolgenden Welle wieder über den Kamm gehoben zu werden. Die Bootsrümpfe schlugen krachend auf das Wasser, die Einbauten ächzten. Selbst der Salon zwischen den Rümpfen wurde hoch gedrückt und die im Salontisch aufbewahrten Getränkeflaschen schepperten gegeneinander. Bei diesen Schiffsbewegungen kamen einige – auch bis dahin uns noch nicht bekannte undichte Stellen ans Tageslicht, die beim nächsten Werftaufenthalt hoffentlich noch alle zu finden sein werden. Auch an einer Frontscheibe kam Wasser durchgerieselt und rann unter der Verkleidung bis in Lothars Werkstatt.
Nach 8 ½ Stunden unter Einsatz beider Motore hatten wir die 47 sm bewältigt.
Dabei hatten wir uns beide auf den sonnigen Hafen Valle Grand Rey gefreut, zumal ich im Internet einen ausgebauten Yachthafen meinte, erkannt zu haben. Leider war hier kein Platz für Gäste, an den Muring Tonnen lagen lediglich Einheimische und Fischerboote – wieder kein Steg mit Wasser und Strom für unsere Catorion.
Das Beiboot hatten wir noch nicht geflickt, so dass wir hier nicht einmal an Land kamen. Zum Schwimmen war ich viel zu müde und auch ein wunderschöner Sonnenuntergang über dem Meer um 18 Uhr brachte die Lebensgeister nicht mehr auf Trab.
Nach einer ruhigen Nacht vor Anker umrundeten wir tags darauf die Südspitze von La Gomera, um den Hafen San Sebastian im Osten anzulaufen. Noch bis vor die Hafeneinfahrt wehte es in der Düse zwischen den Inseln mit 40 kn, um dann im Hafen völlig ruhig zu werden. Wir fanden einen großen und gut gepflegten Hafen vor mit allem möglichen Luxus, den sich Segler so wünscht. Daraufhin beschlossen wir, hier erst mal die unverzüglich erforderlichen Reparaturen zu machen, meinen Geburtstag und Weihnachten hier zu feiern und auch das Neue Jahr zu begrüßen.
Unser Liegeplatz war direkt vor der Werkstatt des TO Stützpunktleiters Andy gelegen. Wir wurden gleich zum abendlichen Stammtisch der deutschsprachigen Langzeitsegler eingeladen und fanden herzliche Aufnahme in der unerwartet großen Runde. Beim Rundgang über die Stege trafen wir den Segler Werner aus Greifswald wieder, den wir im November letzten Jahres im Hafen in Cherbourg kennengelernt hatten und der dann noch im kalten und stürmischen November weitergesegelt war, die Welt der Fartensegler ist doch sehr klein.
Unser Weihnachtsbesuch aus DL, mein Sohn Thorsten, wollte mehr als nur den Hafen kennenlernen. So setzten wir beide uns in den Bus und hinauf ging es in eine malerische Berg- und Talgegend bis zum Parque National de Garajonay mit dem Pico Alto von 1500 m. Entlang der Straße waren immer wieder Häuser und größere Grundstücke zum Kauf angeboten. Wir fragten uns nur, ob die Grundstücke in senkrechter Lage ausgemessen worden waren, denn wagerecht lag hier kein Stück Land und kein Weg.
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Vor Weihnachten trafen sich die Inselbewohner vor der Iglesia Nuestra Senora de la Asuncion in San Sebastian. Nach einem malerischen Krippenspiel mit echten Hirten und ihren Schafen und Gänsen im Teich schwimmend huldigten die Chöre der verschiedenen Orte nacheinander der Mutter Maria. Ein Hirte führte die früher nur in Gomera gepflegte Pfeifsprache vor, die zur Verständigung zwischen den Berggipfeln diente.
Der Jahreswechsel wurde gebührend gefeiert. Auf dem Plaza de las Americas war eine große Bühne aufgebaut und Musik schallte während der Sylvesternacht über die ganze Bucht. Den Abschluss der Feier morgens zwischen 7 und 8 Uhr erlebte ich noch mit, denn da war ich nach dem ersten Erschöpfungsschlaf gerade wieder aufgewacht.
Nach dem Hineinrutschen ins Neue Jahr kam für die Seglergemeinde der große Abschied: Viele der uns vertraut gewordenen Crews legten ab in Richtung Cap Verden, um dann nach Brasilien oder in die Karibik weiterzusegeln. Zur Erinnerung hielt ich sie fotografisch fest. Schließlich wollen wir uns wiedertreffen, spätestens in Brasilien.
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Zunächst aber geht unser Weg Richtung Ost, nach Tenerife, um dort eine geeignete Werft zu finden und dann weiter nach Gran Canaria. Die Überholung unseres Bootes, des Unterwasserschiffes und einige Reparaturen, die nur „hoch und trocken“ vorgenommen werden können, steht an. Danach soll unsere Catorion frisch geputzt und gut ausgestattet mit zwei neuen Batterien ihren Weg über den Äquator finden.
Am Neujahrstag und dem darauffolgenden Tag sahen wir uns die Häfen entlang der Westküste Tenerifes an, von Los Gigantes, San Juan, Los Christianos bis nach Las Galletas. Hier fanden wir einen ansprechenden Hafen und eine geschützte vorgelagerte Bucht, wo das Ankern möglich ist. Per Bus erkundete Lothar den Hafen Santa Cruz de Tenerife im Nordosten der Insel gelegen und fand hier einen mehr als 6 m breiten Travellift und die geeignete Werft, in der wir die erforderlichen Arbeiten durchführen können. Jetzt müssen wir nur noch unsere malerisch sonnige Bucht im Süden der Insel verlassen, um einen stressigen Arbeitsalltag in einer Werft im rauen Nordosten anzutreten.
Aber es gibt auch Lichtblicke, denn im Februar wird hier bunt und laut der Karneval gefeiert.