Gambia - "The Smiley Coast of Africa"

Beim Empfang in Gambia wurde uns allseits versichert, dass wir uns in einem freundlichen und sicheren Land aufhalten und alles „No Problem“ sei. Gäste sollen sich hier wohl fühlen. Wir erreichten Banjul, die Hauptstadt Gambias, am 30.12.2009, nach einem 10tägigen Segeltörn von den Kanaren, unter Blister und Spinnacker und trotzdem mit viel zu wenig Wind.

In Gambia wollten wir das ursprüngliche Westafrika erleben und hatten von anderen Seglern bereits von der traumhaften Landschaft flussaufwärts den Gambia River entlang gehört.

Über Funk war uns von einem bereits angekommenen Katamaransegler als Ansprechpartner der Adi genannt worden, der im Hafen auf uns warten und uns bei der Einklarierung behilflich sein würde.

Beim Einlaufen wurden wir lautstark gestikulierend von einem Afrikaner begrüßt. Er stellte sich als Bob vor, der „brother of Adi“. Die beiden würden auf einem Containerschiff zusammen arbeiten und Adi käme später dazu. Wie wir im Laufe unserer Gambiazeit erlebten, wurden wir als „Toubabs“(Weiße) sehr schnell von einem Guide erspäht und begleitet und dann von anderen Guides in Ruhe gelassen, doch dazu später.

Der Hafen und auch das Hafengelände machten einen wenig einladenden Eindruck. Mindestens 12 Wracks lagen im flachen Wasser, bei Ebbe sichtbar, bei Flut allerdings weniger. Auf einem der Wracks arbeiteten Taucher. Sie sollen im Auftrag einer französischen Firma mit der Entsorgung beschäftigt gewesen sein.

 

Einlaufen des Nachts in den Hafen empfiehlt sich nicht. An der für uns per Beiboot erreichbaren Anlegebrücke für die Berufsschifffahrt lag ein Frachter,  der gerade mit Reissäcken beladen wurde. Mehrere chinesische Trawler lagen ebenfalls hier. Wie wir später herausfanden, angeln sie Großfische,  die ins Ausland verschifft werden. Die Gebäude wirkten seit Ende der englischen Kolonialzeit im Jahr 1965 nicht mehr renoviert und vom Harmattan, dem Saharasand, braunrötlich gefärbt. Der Wind aus der Wüste soll besonders häufig im Februar auftreten.

Unser „friend“ Bob begleitete uns zur Immigration, später zum Custom, der Zollbehörde und danach zur Hafenbehörde. Im kleinen Raum der ersteren Behörde trafen wir vor einem leeren alten Tisch einen müde wirkenden „Officer“ an, umgeben von einer körperlich raumfüllenden und lauthals gestikulierenden  Frauengruppe in Uniform. Erst nach einem Einwand begaben sie sich mit ihren Gebetsteppichen vor die Tür, um sich gen Osten ihrem Allah zu widmen. Wir waren in Afrika angekommen.

Bei der Immigration erhielten wir einen Stempel für einen Monat Aufenthalt in unseren Pass. Wir können solang im Land bleiben, wie wir wollen, doch dafür ist der monatliche Stempel im Pass einzuholen. Die Gebühr für die Einklarierung wurde mit 200 Dalasis pro Person erwünscht. Da wir noch kein einheimisches Geld hatten, wurde großzügig  in Dollar umgerechnet, also 20 Dollar waren fällig. Von Deutschland kommend sind wir an Gebühren bei den Behörden gewöhnt. Doch in Gesprächen mit anderen Seglern erfuhren wir später, dass es sich dabei wohl um einen Obolus für die Kaffekasse der Behörde handelt, was nirgendwo festgelegt sei. Freunde von uns wollten sich der Zahlung verweigern, ihnen wurde dann gesagt, dass der Stempel im Pass  wohl längere Zeit dauern könnte. Sie haben daraufhin lieber gezahlt.

Weiterhin  wurde die Kontrolle unseres Schiffes durch einen Wachhabenden für notwendig erklärt. Bei seiner Schiffsbesichtigung interessierte er sich für unsere bevorratete Milch in Tetrapacks. Er zeigte sein Interesse für eine und eine zweite für seinen Boss. Weiterhin interessierten ihn unsere Turnschuhe, da unser Kaptain zu große Füße hatte, war er mit einem Paar meiner Schuhe zufrieden.

In der Zollbehörde mussten wir versichern, dass wir keinerlei Tiere, Waffen oder Drogen an Bord hätten. Unsere Erklärung wurde auf mehreren schlecht fotokopierten Formularen für die Großschifffahrt mit Blaupapier – was ich zu Zeiten meiner Ausbildung als Stenokontoristin bereits weggeworfen hätte – aufgenommen. Später ging es zur Hafenbehörde, die uns mit den Besonderheiten des Flusslaufes und des Naturschutzgebietes vertraut machte und auch Gebühr kassierte, hier jedoch mit Quittung. Allerdings wollten sie zuvor eine Ausfertigung der Formulare der Zollbehörde, die wir nicht erhalten hatten. Also ging es den ganzen Weg zurück.  Dort war man über das Ansinnen der Hafenbehörde erstaunt, gab aber schließlich ein Exemplar heraus, das unser Guide wiederum woanders fotokopieren musste. Irgendwie konnten wir uns des Eindrucks nicht erwehren, dass die Behörden mit ankommenden Seglern unerfahren und wohl mehr auf die Grosschiffart eingestellt sind.

Anzumerken ist noch, dass bei der Hafenbehörde ein Tidenkalender für den Flusslauf erhältlich ist, der für die weitere zeitlich Reiseplanung im Fluss nützlich sein kann.

Am 31.12. mittags wurden wir letztendlich im Land willkommen geheißen: „Wellcome in Gambia, you are free and can go, wherever you want.“

Unser Weg führte uns mit ablaufender Tide ins Flussdelta ca. 4 sm vor die Lamin Lodge, wo andere Segler bereits auf uns warteten und der Sylvesterabend eingeleitet werden konnte. Unser Katamaran hat nur 80 cm Tiefgang, trotzdem bedurfte es einer genauen Navigation, die Adi als erfahrener Lotse für uns erledigte.

Die cmap Seekarten  beruhen auf den englischen Admiralskarten aus dem vorletzten Jahrhundert  und sind bestenfalls als Orientierung hilfreich.

Wir zogen künftig die Beschreibung von Steve Jones zu Rate, aufgezeichnet im Jahr 1997 im Cruising Guide to West AfricaCruising Guide, veröffentlicht vom Royal Cruising Club Pilotage Foundation ISBN 0 9527771 2 6.

Viele Informationen erhielten  wir von dem Reiseführer „Gambia, der anspruchsvolle Begleiter für Ihre Reise nach Gambia“ vom Ilona Hupe Verlag.

 

Gegenüber der persönlichen Betreuung durch die Guides ist allerdings Vorsicht geboten. Eine mit uns kommende Aluminium Segelyacht wurde von Bob unter Vollgas auf ein Wrack gesteuert und trug Schäden im Kielbereich davon. Eine GFK Yacht hätte einen derartigen Aufprall kaum überlebt.

 

In der Sylvesternacht und den künftigen Tagen ließen wir erst mal im Flussdelta vor der Lamin Lodge „die Seele baumeln“ und mit uns 12 andere Yachties, es wurde im Wesentlichen deutsch gesprochen. Der Betreiber der Lodge, Peter, kam vor 28 Jahren ebenfalls mit einem Segelboot von Deutschland hierher.

 

CATORION in den Mangroven
CATORION in den Mangroven

CATORION in den Mangroven

Im naturtrüben 25 Grad warmen Wasser ließ sich gut schwimmen, an den umgrenzenden Mangroven pflückten wir Austern zum gemeinsamen Essen auf einem Open Bridge Deck Katamaran. Jeden Tag ging hier gegen 8 Uhr eine strahlende Sonne auf, wärmt mit mittags bis 38 °C und zaubert gegen 19 Uhr einen romantischen Sonnenuntergang. Des Nachts stört keine Welle und auch kein Schifffahrtsverkehr den Schlaf. Von ungemütlichen Windverhältnissen im Atlantik ist hier nichts zu spüren. Vogellaute vollenden die Romantik. Im Wasser springen die Fische und Seevögel lassen sich schon mal im Sturzflug ins Wasser fallen, um mit Beute im Schnabel ihren Weg durch die Luft fortzusetzen. Zwischen den Mangroven stehen Fischreiher und Pelikane schwimmen träge vorbei.

 

Von Fischern, die mit ihren Einbäumen vorbeipaddeln, lässt sich noch lebender Fisch erwerben, in der Lamin Lodge oder im einheimischen Fischrestaurant kann man Getränke oder Mahlzeiten ordern.

Im Flussdelta machten wir noch einen kleinen Ausflug zum oyster creek und zur etwa 3 sm entfernten Denton Bridge, wo sich vor einer Brücke, die den creek (Flussarm) vom Atlantik trennt, gut ankern lässt.

 

Vorteil ist hier eine per Beiboot erreichbare Wasserleitung und Tankstelle wie auch die nahe gelegene Asphaltstraße zwischen Serekunda und Banjul. Hier verkehren die Buschtaxis, mit denen eine Fahrt in meist (für unser Verständnis) sehr überfüllten kleinen Bussen möglich ist. Eine Fahrt kostet ab 5 Dalasis. (1 € = ca. 35 Dalasi), eine Fahrt im gelben Personentaxi ab 100 Dalasi und mit einem grünen Taxi von einem Hotel je nach Verhandlung etwas mehr. Der Komfort in  letzterem nähert sich unseren gewohnten Maßstäben.

Während unserer Zeit in und nahe Banjul sahen wir uns in der touristischen Szene  um: An der nordöstlichsten Landspitze am Cape St. Mary liegen in gepflegten Gartenanlagen Hotels, viele aus der englischen Kolonialzeit mit englischen Touristen, die hier kein Visum brauchen. Im englisch geführten Supermarkt konnten wir einige uns vertraute Lebensmittel, eingeführt aus Europa, so zum Beispiel mein Lieblingsmüsli aus Lübeck, erwerben. Der Sandstrand an der Atlantikküste entlang ist trotz der vielen Hotels kilometerweit begehbar. Die Küste ist weit hinaus sehr flach und bietet zum Schnorcheln oder Tauchen keine Anreize.

Restaurants in den Hotels am Strand oder an der Straße sind öffentlich zugänglich. Der Ortsteil heißt Bakau und ein kleiner Botanischer Garten darin lädt zum Spazieren ein. Auf mich wirkte er aber nicht so bunt wie ich Gärten von den Azoren oder Kanaren her kenne. Möglicherweise liegt das an der Winterzeit, in der hier kein Regen fällt und deshalb wenig blüht. Weiter südlich an der Atlantikküste in Kololie liegt das Senegambia Viertel mit einem altehrwürdigen Hotel aus der englischen Zeit mit  einem  gepflegten Garten und vielen Blumen und einer interessanten afrikanischen Tierwelt.

Die „heiligen Krokodile von Kachikally“ leben in einer gepflegten Teichanlage und eines lässt sich von Touristen anfassen. Der Wanderführer erklärte, dass sie stets gut genährt und deshalb sehr zufrieden seien und keinen Appetit auf Menschen hätten.

Hier liegen wir vor der Denton Bridge, direkt vor dem Cafe im Yachthafen

Essen ud Trinken an Bord, Austernpflücken im Mangrovenwald, Barakudas aus dem Creek und Süßwasserbunkern per Eseltransport. Lothar muss da seine Dalasies zählen.

hier ein Blick in das Städteleben von Serekunda, die Kreuzung Westfields, der Hafen von Banjul und der Albert Markt

Im Nationalpark lässt sich auf gekennzeichneten Wanderwegen der natürliche Küstenwald durchstreifen, alter Baumbestand, mit an den Lianen herumtobenden Affen (Meerkatzen).

Weiter südlich in Ghanatown wird von Einheimischen mit Piroggen Fischfang betrieben und die Fische werden in Körbe geworfen, von den Booten aus durch die Brandung auf den Köpfen der Frauen an den Sandstrand getragen,  in von jungen Männern bereitgehaltene Schubkarren gekippt und von Händlern aufgekauft.

 

Ausflüge in das Bakadaji-Hotel in Bakau, in Krokodil- und Vogel- Parks und eine stimmungsvolle Flußfahrt mit Ibrahim und seiner Familie

Große Fischräucheranlagen sind zum Sandweg hin aufgebaut. Ein buntes Leben und Treiben, das sich zum Sonnenuntergang hier entwickelt. Hier trafen wir auf ein deutsches Restaurant in einer wackligen Bretterbude, geschmückt mit einer großen deutschen Flagge mit Bundesadler, zum Essen und Trinken konnten wir leider nichts ausfindig machen.

Eine sehenswerte Küstenlandschaft, an die sich die Casamance im Senegal anschließt, und weiter südlicher Guinea Bissau mit vielen vorgelagerten Inseln im flachen Küstengebiet mit Sandstrand.

und von der kontaktfreudigen Behörden für Telekommunikation  konnten wir eine Gastlizenz für  Amateurfunker erhalten

und als nächstes geht es auf in den Gambia River, soweit wir mit unserem Kat kommen

Nach 3 Wochen an der Küste und in den Mangroven starteten wir am 19. Januar 2010 unsere Fahrt in den Gambia River flussaufwärts, in der Erwartung, im Landesinneren auch alles zu bekommen wie an der Küste. Unsere Bevorratung mit Getränken und vor allem einheimischer Währung stellte sich als unzureichend heraus. Als erstes versiegte Lothars Bierquelle, dann musste der tägliche Sundowner ohne Alkohol serviert werden und schließlich waren alle Dalasis ausgegeben. Auf den Märkten wurden ohnehin nur noch die im Land gerade auf den Feldern wachsenden Früchte angeboten, eingeführte Waren wie in den Supermärkten an der Küste gab es kaum noch. Glücklicherweise machten wir die Fahrt mit anderen Segelyachten zusammen, die von den Kanaren her noch besser gebunkert hatten, so dass wir uns mit Tauschen oder Ausleihen behelfen konnten. Die vorherrschende Religion ist hier der Islam, der den Genuss und auch den Vertrieb von Alkohol nicht empfiehlt.

Bei der täglichen Planung unserer Flussfahrt mussten wir die Gezeiten berücksichtigen. Flussaufwärts konnten wir uns täglich etwa 6 ½ bis 7 Stunden mit der Strömung treiben lassen und dabei motoren, manchmal auch segeln. Ich muss gestehen, dass wir aus Bequemlichkeit eher zu einem unserer beiden Motore griffen, während unsere Freunde durch den anfangs breiten Flusslauf kreuzten oder ein anderer Katamaran sich mit Segeln und oftmals nur mit dem Treiben durch die Strömung zufrieden gab. Im Flusslauf war besondere Achtsamkeit auf flache Wasserläufe, Fischernetze und auch schon mal auf ein Wrack erforderlich. Nach Kippen der Strömung fiel dann der Anker bis zur nächsten Tide flussaufwärts am nächsten Tag.

Am ersten Tag erreichten wir  James Island, eine kleine Insel mit einer bunkerähnlichen Festung, in dem früher die Sklaven zwischengelagert wurden. Die Insel wurde im letzten Jahr mit einem festen Landungssteg versehen und das inzwischen verfallene Bauwerk mit Mitteln von der Unesco zur Besichtigung hergerichtet. Am kommenden Tag legten wir noch eine Besichtigung von Juffure ein, hier soll einst Kunta Kinteh versklavt worden sein, dargestellt im Buch und Film Roots. Gleich nach dem Anlegen wurden wir von einem Führer empfangen, der erstmal Eintrittsgeld für das Dorf verlangen und uns zu den historischen Städten und ins Museum führen wollte. Zu dem allen hatten wir aber gar keine Lust und zogen es vor, im einheimischen Restaurant  eine afrikanische Mahlzeit zu genießen. Der frischgefangene Ladyfisch mit afrikanischem Gemüse mit Couscous schmeckte hervorragend und dabei erfuhren wir viel Wissenswertes, was den üblichen Reisegruppen auch erzählt wird.

In den Folgetagen ließen wir uns in insgesamt 10 Tidenetappen  den Fluss aufwärts treiben. Anfangs blies uns aus dem Landesinneren ein warmer Wind entgegen, es wurde allerdings immer windstiller und damit auch immer heißer. Mittags stieg das Thermometer im Schatten über 40 Grad und mein Ruf nach einem geeigneten Sonnendach und Abdeckung der Fenster  gegen Sonne wurde immer lauter. Wir sind keine Ostseesegler mehr, die sich über jeden Sonnenstrahl freuen.

Das Wasser schmeckte weniger salzig und spätestens ab Baboon Island schwammen wir im Süßwasser. Das wurde allerdings immer naturtrüber, moddrig vom schlammigen Grund und den umliegenden Wäldern. Der Uferbewuchs veränderte sich ebenso.

Die Salzwassermangroven mit ihrem Austernbewuchs wurden durch eine Süßwassermangrovenart abgewechselt, um dann zum Galeriewald zu werden, Palmen, riesige jahrhundertealte Baobab Bäume und ein undurchdringlicher Wald säumten die Ufer. Wir begegneten vielen Fischern, die in ihren Einrumpfbooten von den kleinen Dörfern am Flusslauf ablegten. Immer wieder wurde uns für einige Dalasis köstlicher noch lebender Fisch angeboten, der dann in unsere Pfanne wanderte.

Ein Anlegen in den Orten wurde uns allerdings etwas vermiest durch die vielen „Toubab“ schreienden Kinder, die in uns die Weißen und damit anzubettelnden Reichen sahen oder – noch schlimmer – die Bumster, die mit ihren ungebetenen Diensten zu Geld kommen wollen. Bumster (Nichtstuer) sind meist Jugendliche und junge Männer, die etwas verdienen wollen, nicht zuletzt um ihre Garderobe und ihre Handys zu finanzieren. Beruflich sehen sie im Land keinerlei Perspektive, deshalb sind sie auf Fang nach zahlenden Touristen aus. Sie erspähen uns sofort, wenn wir an Land kommen, stellen ungefragt ihre Angebote und Dienste vor und weichen während unseres gesamten Spazierganges nicht von unserer Seite. Erst ein anfangs höfliches vorgetragenes „no, thank you“ und „go away“ bis hin zum energischen „shut up“ lässt sie manchmal fortbleiben – bis der nächste Bumster kommt. Ruhe gibt es erst, wenn man einen engagiert, der dann die anderen wegtreibt.

Einmal schwammen mehrere zu unserem Schiff und mussten mit Nachdruck ins Wasser gestoßen werden. Ein anderes Mal wurden wir von laut schreienden Kindern, die auf Einbäumen zu uns heran ruderten, derart belästigt, dass uns nur noch Ankeraufgehen und wegfahren unter beiden Motoren half.

Wie wir öfter beobachteten, fahren Touristenbusse in Orte und werfen vom Auto aus Bonbons – wie in Köln zu Karnevalszeiten – auf die umringenden Kinder und verteilen auch Dalasis und anderes. Die Kinder werden so auf betteln getrimmt. In Touristenzentren war zu beobachten, wie sich so mancher alte weiße Mann seine junge Schwarze oder auch ältere weiße Lady ihren Bumster hielt.

Nun aber zurück zu unserer Fahrt. Vor Bamboo Island, dem Naturschutzgebiet, zeigten uns einheimische Naturschützer, wie sie die ausgewilderten Schimpansen spätabends mit Bananen fütterten und bei der Fahrt dabei hätten wir fast ein Flusspferd überfahren. Es tauchte kopfschüttelnd – und der Kopf erschien riesig – vor unserem Beiboot auf. Des Nachts vor Anker blieb ich im Cockpit, weil es in der Kabine einfach zu heiß war. Nur wenige Meter vor dem Boot hatte sich offenbar ein Hippo niedergelassen und röhrte immer wieder. Leider konnte ich es in der Dunkelheit nicht ausmachen. Es stieß jedoch nicht einmal gegen die Bordwand, wunderte sich aber wohl über den neuen Bewohner seines Gebietes.

Unsere Fahrt ging weiter, bis wir schließlich in Georgetown (Janjanbureh) vor der elektrischen Leitung quer über den Fluss standen. An beiden Ufern war sie wohl über 16 m über Grund, hing aber über dem Fluss mehrere Meter durch. Die Elektrik war neu und die Stromleitung erst vor einigen Jahren von einer französischen Firma  im Land verlegt worden. Haushalte können sich mit Zahlung einer Gebühr ins Stromnetz einloggen. Ab Sonnenuntergang war es aber im Wesentlichen dunkel im Land.

Wir stehen vor einem Haus eines Bauern aus Guinea Bissau, besuchen die Waschfrauen von Kuntaur und pasieren im Fluss das Wrack der Elisabeth

 Ein Durchfahren erschien uns und auch den anderen uns begleitenden Segelbooten zu riskant. Zudem mäandert der Fluss nun mehr, soll laut der Beschreibung von Steve Jones mehrere flache Stellen und auch schon mal Steinbrocken aufweisen. So blieben wir vor der Lodge von „birdcamp“, die gerade von einem Engländer bewirtschaftet wird. Von hier aus starteten wir eine Bußfahrt ins 82 km entfernte Basse, weiter östlich am Flusslauf gelegen, mit einem Buschtaxi. Die Benutzung eines Buschtaxis ist immer wieder spannend, zumal es völlig überladen wird, den Komfort eines 30 Jahre alten Mercedes hat, durch seine ständige Benutzung abgewrackt wirkt, doch bis auf kleinere Reparaturen unterwegs immer noch fährt – und das auf einer Straße, die zuletzt von den Engländern vor 50 Jahren instand gehalten wurde. Dafür kostet die Fahrt aber nur 75 Dalasis (gut 2 € für 82 km) – wenn man nicht auf die Vermittlung durch einen Bumster für 200 Dalasis hereinfällt.

Der Weg führte uns von der Insel, auf der die Stadt liegt, über einen Flusslauf des Gambia. Hier war eine Brücke im Bau befindlich. Der Fährkapitän berichtete uns, dass die entscheidende Planung und Bauleitung von einer senegalesischen Firma übernommen wurde und Gambianer bestenfalls als Hilfskräfte eingesetzt werden.

Unterwegs fielen uns die Bauerndörfer entlang der Straße auf: Rundhütten mit Palmdächern, sauber und instand gehalten ohne die üblichen Müllberge, keine bettelnden Kinder. In jedem Dorf war ein Wasseranschluss zu sehen.

Basse ist eine große Stadt im Landesinneren und sie wirkte auf uns nicht so hektisch und schmutzig wie die Märkte der Küstenregion. Der Gambia River ist hier schmaler und die Ufer einige Meter steil.

Am Fluss wurden wir zu einer Lodge übergesetzt und der Einheimische, der uns mit seinem Boot wriggte, berichtete uns stolz, dass es noch aus Bismarcks Zeit stamme und die Wände noch genietet seien.

Inzwischen gingen unsere Dalasis zur Neige und wir versuchten, im großen Basse eine Bank mit Bankautomat ausfindig zu machen. Es gab sie und auch viele Bankangestellte in Aktion. Nur leider war die Bank noch nicht eröffnet, dass sollte eine Woche später – nach afrikanischer Zeit –  geschehen. Dafür konnten wir aber auf dem Schwarzmarkt 50 € wechseln, zu einem besseren Preis als in der Wechselstube.

Den Rückweg aus dem Fluss bewältigten wir so zügig wie es die Flut zuließ. Einen größeren Stopp legten wir nur noch in Wassu ein, bei den Steinkreisen. Hier waren rund 23 gehauene rechteckige Steine, die in den Himmel ragten, zu sehen. Auf jedem waren von Besuchern kleinere Steine aufgestapelt, denn das soll Glück bringen.

Auch wir stapelten entsprechend. Der Führer, der auch gut deutsch sprach, berichtete, dass es im Umkreis noch viele solcher Steinkreise gäbe, aber nirgendwo so viele wie in Wassu.

Bei einem ockerfarbenen Berg 2 sm weiter machten wir eine Besteigung und sahen, wie die Fischer ihren Fang zum Trocknen auf Holzgestellen ausgebreitet hatten.

Weiter flussabwärts genossen wir den aufkommenden Wind und konnten im breiten Fluss segeln und das Wasser war nicht mehr so moddrig. Ein letztes Wäschewaschen war möglich, bevor das Wasser wieder salzig wurde. Die Wäsche hatte zwar eine leicht braune Tönung, war aber weitgehend sauber und schweißfrei.

Bei beginnendem Brackwasser (Süßwassergrenze) nahe Tendaba begleitete uns eine Schule von Delfinen.  Sie waren gut 4 m lang, viel größer als die Salzwasserdelfine, die wir vom Atlantik her kennen. Sie hielten gebührend Abstand von unserem Boot und waren nicht so verspielt.

Im Hafen von Banjul wieder angekommen, machten wir nahe der Moschee Bekanntschaft mit Sey Samba, der sich als möglicher Stützpunktleiter für TO anbot. Weiteres dazu siehe auf seinen PRACTICAL INFORMATION.

 

Er informierte uns, dass das Gelände um den Hafen, genannt nach einer früher grassierenden Choleraepidemie „Half Die“, jetzt und im folgenden Jahr bis zur Wahl im Land von Bewohnern leer geräumt und die noch vorhandenen Hütten abgerissen werden. Ein großes Fischereiterminal soll entstehen und ein großer Hafenumschlagplatz. Hafenarbeiten selbst am Freitag, dem Tage Mohammeds, waren imgange. Eine holländisch-deutsche Firma soll kommen und die Wracks beseitigen. Dann wird sicherlich ein so unbehelligtes und vor allem kostenloses Ankern im Hafen für Segler nicht mehr möglich sein.

 

Zusammenfassend kann ich sagen, dass sich ein Besuch in Gambia, der smiling coast of West Afrika, lohnt. Besser wäre eine gute Vorbereitung, wie wir sie nicht hatten. Dank der hier angetroffenen Yachties bekamen wir viele Informationen, so wie es halt unter Seglern so üblich ist. Noch kostet es hier keinerlei Liegegebühr, überall im Land gibt es „Fresh Water“, manchmal gegen Holegebühr, manchmal sind auch Pumpen defekt. Ebenso gibt es Sprit für umgerechnet unter 1 €. Es ist ein Kosten sparender Aufenthalt, zumal Geld ausgeben und auch Geld von der Bank erhalten, schwierig sein kann. In vielen Restaurants liegt die gleiche Karte über im Land zu erhaltene Menüs aus, gerade gibt es aber nur einige Gerichte oder gar keine und auch nur einige Getränke oder gar nichts. Alles schon erlebt. Dabei wird man aber sehr freundlich bedient, denn Bedienstete trifft man überall und in großer Zahl an. Meist ist es Militär, was die Verkehrsknotenpunkte an den Straßen kontrolliert oder die security, die tags wie auch nachts das Hafengelände überwacht.

Im Hafen von Banjul wachte  Aladji über die Sicherheit unseres Beibootes und lud uns zum selbstgebrauten Tee auf afrikanisch zubereitet ein, ein besonderes Erlebnis, was sich schlecht beschreiben lässt. Er erklärte uns, dass Teekochen vor dem Haus für andere die Einladung zum Bleiben ist. Als wir den Hafen verließen, vermisste er uns und rief  noch öfter an und besuchte uns in Lamin Lodge, wo wir uns jetzt zum Verlassen Gambias Richtung Cap Verden vorbereiten.