Ayiti – unser Ausflug auf dem Landweg nach Haiti
Im deutschen Radio hatte ich gehört, dass der gegenwärtige Staatschef von Haiti zur Proklamierung der aufstrebenden Wirtschaft seines Landes nach den Folgen des schlimmen Erdbebens vor gut 2 Jahren und der Choleraepidemie in diesem Jahr erstmalig wieder zur Karnavalsfeier ausgerufen hatte - und die sollte in Kap Haitien (ausgesprochen: Kapadien) stattfinden. Eine historische Hafenstadt an der Nordküste des Landes. Er selbst ist Karnevalssänger und soll in allen Radiosendern des Landes zu hören sein.
So wollten wir uns einen Eindruck vom Nachbarland der DomRep machen und zogen per „Quaqua“ (öffentlichem Bus und öffentlichem Taxi – 4 Personen PKW besetzt mit durchschnittlich 7 Erwachsenen + Gepäck + Kindern) los. Unsere Fahrt startete am Donnerstag, 14.02.2013 bis zur Grenzstadt Dajabon. Dort übernachteten wir und besuchten morgens den Markt. Auf einem riesigen Gelände im Grenzort findet der Warenaustauch zwischen den beiden Ländern statt, als Großmarkt wie auch im Verkauf von allgemeinen Verbrauchsartikeln .
In dem dichten Gewusel von Menschen und Transportmitteln (Schubkarren, Handwagen, Dreirädern, Motoconchos etc.) war für uns völlig unklar, wer was von wo nach wohin bringst. Zudem wurden Hände und Köpfe zum transportieren benutzt.
Wir blieben im dichten Gedrängel stecken und nahmen die Hilfe eines Motoconchos (Motorrad mit ca 150 ccm mit bis zu 4 Personen + Gepäck) in Anspruch, der uns beide auf seinem Motoconcho über die Brücke des Grenzflusses nach Haiti brachte. Unbehelligt von den Grenzpolizisten passierten wir und blieben von der Besucherstatistik unerfaßt. In den Folgetagen sahen wir nur wenige Nichtschwarze und fielen als Weißhäutigen und –weißhaarige richtig auf.
Nach Passieren der Grenze war es einfach, einen Bus nach Cap Haitien zu bekommen, denn es war der einzige Verbindungsweg in das Land hinein. Ein fliegender Händler tauschte unseren 500 DOPsSchein in einen 500 GourdesSchein, den der Busfahrer kassierte und los gings in einem völlig überfüllten Bus.
Tatsächlich habe ich das Geheimnis des Wechselkurses zwischen der Dominikanischen und der Haitianischen Währung nicht herausbekommen, denn er schien sich bei unserem Besuch mehrfach zu verändern.
Die Straße erschien intakt, obwohl sie auf unserer Landkarte nur als Feldweg eingezeichnet war. Mehrfach überholten wir Militärlastwagen mit Blauhelmsoldaten und fuhren an Kasernen der Blauhelmsoldaten vorbei. Vor der Stadt sahen wir eine völlig neu erbaute komplette fertiggestellte Universität und völlig leer. Auch zwei neu erbaute Dörfer mitten auf einer Wiese sahen wir, ebenfalls völlig leer. Auf einem Schild prangte die Aufschrift: „food for the poor“.
Nach einer guten Stunde erreichten wir den Busumsteigeplatz und liefen über eine Brücke zunächst bis zum Stadthafen. Ein hektisches Treiben fiel uns auf, Straßenhändler und Motoconchos boten ihre Dienste an – doch wir hatten noch kein Geld getauscht. Auf dem Weg suchten wir vergebens nach einer Wechselbank und einem Platz in einem ansprechenden gemütlichen Restaurant mit kühlem Getränk.
Nahe des Wassers sahen wir an dem höchsten und schönsten Haus der Umgebung – 4 Stockwerke hoch - ein Schild „Peace Hotel“ prangen und fühlten uns sofort angesprochen. Eine freundliche Ayitianerin führte uns durch alle Etagen, die sämtlich leer zu sein schienen. Wir suchten uns das schönste Zimmer im obersten Stock mit Blick Richtung Meer zur einen und Berg zur anderen Seite aus. Es kostete allerdings 60 US$, macht nichts, denn die hatten wir beim Aduana (Zoll) bei der nicht deklarierten Ein- und Ausreise eingespart.
Am folgenden Morgen kam ein junger wohlgekleideter und gut ernährter Haitianer auf unseren Balkon, um zu fotografieren. Er berichtete, dass er in New York lebe und im Urlaub (Vacation) sein Ursprungsland kennenlernen wolle. Er war per Flugzeug aus Port au Pince gekommen und wollte an diesem Tag noch eine historische Festung im Landesinneren besuchen.
Bei unserem Rundweg durch das Stadtzentrum trafen wir auf ein einziges ansprechendes Restaurant und genossen ein hervorragendes Fischessen. Kassiert wurde in DomReps, allerdings war hier der Umtauschkurs: 1 Gourdes gleich 3 DOPs zum Preisniveau wie in Luperon
Die Verständigung fiel uns ausgesprochen schwer und ich versuchte, meine in der Schule gelernten französischen Sprachbrocken hervorzukramen. Doch hier wurde eine Art creolisch (haitiolisch) gesprochen, ein für uns völlig unverständliches Kauderwelsch. Im Restaurant sprach ein Haitianer englisch und erklärte uns, dass der Karneval nur am Dienstag stattfand und damit vorbei war. Nur die Spruchbänder prangten noch. Macht nichts, denn das Stadtbild und die tiefschwarzen schlanken Menschen erschienen uns ohnehin sehr malerisch.
Nach einer ruhigen Nacht suchten wir in der Stadt nach einem Morgenkaffee mit Frühstück. Bei einem Straßenhändler hatten wir wieder 1:1 DOPs zu Gourdes eingetauscht. Nach längerem Suchen wurden uns von der Händlerin im Schatten einer Häuserschlucht zwei Stühle angeboten und ein süßer Milchkaffee gereicht. Eine andere am Bordstein sitzende Händlerin verkaufte uns Bananen und gekochte Eier und wollte mit der bloßen Hand aus einem mitgebrachten Krug Spagettis drauflegen, was wir aber dankend ablehnten. Per „Quaqua“ wollten wir eine Stadtrundfahrt genießen, das Gemeinschaftstaxi fuhr aber nur bis zum Markt und der war genauso überfüllt wie das Auto. Wir traten dann den Rückweg in die Dom Rep an und bezahlten hier nur 350 Gourdes für die Rückfahrt
Am Bus war die haitianische Flagge angebracht. Wir wollten auf dem Grenzmarkt eine kaufen und trauten einem MotoConchofahrer, der uns zu einem entsprechenden Händler bringen wollte. Er hatte sich durch die Schar der sich anbietenden Motoconchafahrer durchgedrängelt, doch wie sich dann herausstellte, wollte er nur unseren Transportauftrag zur Grenze und das Geld kassieren. Na macht auch nichts, eine haitianische Flagge bekommen wir sicherlich noch in der DomRep.
So sieht der Fluss durch Cap Haitien aus, weiter im Land dient er auch zur Körper- und Wäschereinigung